Ist Wasser die Kohle der Zukunft? Jieyang hat großes Potential für Brennstoffzellen-Mobilität

Sven Jösting, Experte für Brennstoffzellen-Technologie, besuchte im Juni die Metal Eco City. (Bildquelle: @ZhongDe Metal Group GmbH)

Stuttgart, 1. Juli 2016 – „Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom in dessen Bestandteile aufgeteilt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern“, prophezeite Jules Vernes im 19. Jahrhundert. Blickt man heute nach China könnte die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie tatsächlich die Lösung für eine nachhaltige Zukunft sein. Sven Jösting, seit vielen Jahren aktives Mitglied der „Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg“, besuchte im Juni die Metal Eco City in der süd-chinesischen Metropole Jieyang. Im Interview zeigt er auf, warum „grüner“ Wasserstoff fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl in Zukunft ersetzen wird. Auch in Jieyang sieht er dafür großes Potential.

Umweltschutz steht auf der Agenda des 13. Fünfjahresplans der chinesischen Regierung ganz oben. China stellt im Bereich Forschung und Entwicklung die Weichen, um international bei den Themen saubere Mobilität sowie Einsatz von erneuerbaren Energien in der Energieversorgung aufzuschließen. Welche Rolle spielt die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien?
Jösting: „Grüner“ Wasserstoff – gewonnen aus regenerativen Energiequellen wie Wind und Solarenergie – kann perspektivisch eine sehr große Rolle in China spielen. Es geht um vielfältige Einsatzmöglichkeiten – von der Mobilität (Autos, LKW, Schienenfahrzeuge, Fahrräder, Motorräder) bis zu stationären Brennstoffzellensystemen. Via BZ-Kraftwerke kann Strom und Wärme generiert werden, dies mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent. Via Power-to-Gas-Systeme kann grüner Wasserstoff mit CO2 (aus z.B. Kohlekraftwerken/Industrieanlagen) verbunden und daraus Methan generiert werden. So lässt sich hoch-effektiv Strom und Wärme produzieren. Vor allem: umweltfreundlich, da der Abfall nur Wasserdampf ist. So werden schädliche Emissionen in saubere Energie umgewandelt – ein effektives Vorgehen gegen starke Luftverschmutzung, das auch manches Kohlekraftwerk überflüssig macht.

Ist Wasser die Kohle der Zukunft? Der französische Autor Jules Verne schrieb dies schon 1870…
Jösting: Klares JA. Denn die Art und Weise wie grüner Wasserstoff generiert werden kann, wird aufgrund immer besserer Elektrolyseur-Technologie effizienter, kostengünstiger und auch sicherer sein. Jules Verne wird Recht bekommen.
Rein theoretisch gedacht: Wäre es nicht geradezu ideal, wenn China längsseits der Seidenstraße in bestimmten Abständen Wasserstofftankstellen – gespeist mit H2 aus der jeweiligen Umgebung – und Stromladestationen einrichten würde. BZ-Busse könnten hier ebenso tanken wie Autos, LKW, Motorräder und sogar Fahrräder. Das chinesische Sprichwort, nachdem Wasser Reichtum bedeutet, bekommt so eine ganz neue Bedeutung.

Sie haben die Metal Eco City in Jieyang vor wenigen Wochen besucht. Welche Möglichkeiten sehen Sie hier für den Einsatz der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie?
Jösting: Die Metal Eco City eignet sich meines Erachtens sehr gut für die Ansiedlung von Brennstoffzellen-Technologie. Die industrielle Struktur in Jieyang gepaart mit Wasser, Sonne und Wind sind gute Voraussetzungen dafür. Man könnte ein Pilotprojekt aufbauen – zum Beispiel H2-Tankstellen installieren. Ich werde die Verantwortlichen in Jieyang mit der HySolutions GmbH zusammenbringen. Die Gesellschaft gehört der Stadt Hamburg und ist für E-Mobility zuständig. Das habe ich dem Oberbürgermeister der Stadt Jieyang, Chen Dong, bereits vorgeschlagen. Er war sehr interessiert.

In der Provinz Guangdong wird eine Produktion von Brennstoffzellen-Stacks für wasserstoffbetriebene Busse aufgebaut – diese kommen in mehreren chinesischen Städten zum Einsatz. Bei Ihrem Besuch in Jieyang haben Sie Hu Chunhua, den Parteisekretär der Provinz Guangdong, getroffen und sich mit ihm zum Thema Brennstoffzellen ausgetauscht. Welche Erkenntnisse haben Sie mitgenommen?
Jösting: In Guangdong hat sich die kanadische Ballard Power, der technologische Weltmarktführer in Sachen Brennstoffzelle, mit chinesischen Unternehmenspartnern verbunden, die BZ-Systeme für Busse in großer Zahl bauen werden. Herr Hu hat persönlich das Unternehmen am Stammsitz in Vancouver/Kanada Anfang dieses Jahres besucht, was die Bedeutung unterstreicht, die die BZ in China erhält. Und: Es ist ein China weites Programm initiiert worden, an dem sich 48 Städte beteiligen. Jede Stadt wird jeweils 1000 Elektrobusse verschiedener Systeme anschaffen – Brennstoffzelle/H2, aber auch Diesel-Hybrid, rein batteriebetrieben und Gas. Auch der kürzlich verabschiedete Investitionsplan über US $ 770 Mrd für einen 3-Jahreszeitraum geht in diese Richtung. Ballard arbeitet mit den größten Schienenfahrzeugkonzernen Chinas zusammen, um wasserstoffbetriebene Züge und Straßenbahnen auf die Schienen zu bekommen. Stromleitungen entfallen dann!

Der Anteil an erneuerbaren Energien im gesamten Primärenergiemix soll in China bis zum Jahr 2020 auf 15 Prozent steigen. In diesem Aktionsplan sind gleichzeitig 20 Schlüsselbereiche für Energieinnovationen definiert worden. Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien gehören explizit dazu. Welche Chancen sehen Sie hier für deutsche Unternehmen?
Jösting: Da sehe ich vor allem die Autoindustrie gefordert. Daimler ist dabei, VW in den Startlöchern, wobei dort AUDI das Ruder in der Hand hält. Der chinesische Minister für Wissenschaft und Technologie, Dr. Wan Gang, hat als Ingenieur bei AUDI gearbeitet. Er sieht die Brennstoffzelle als eine ganz wichtige Lösung in Themenbereichen wie Energie und Mobilität. Er hat dies im April in Berlin anlässlich des „H2-Mobility-Kongress“ ausgeführt – ich habe an dem Kongress teilgenommen. Firmen wie Siemens sind Front Runner der Technologie für die Umwandlung von Wasser mittels Elektrolyseuren. Aber auch der Anlagenbau ist technologisch weit vorne. LINDE ist Vorreiter für H2-Tankstellen!

Könnte China Vorreiter bei der Brennstoffzellen-Mobilität werden? Wie ist Ihre Vision der Zukunft?
Jösting: Klares JA, denn China geht da bei vielen Projekten schneller und pragmatischer vor. Während in Deutschland bis zum Jahr 2023 geplante 400 H2-Tankstellen installiert sind, könnte China beschließen, 10.000 H2-Tankstellen in fünf Jahren zu etablieren. Parallel
gibt es immer mehr Anwendungsbereiche und Produkte, die mittels H2 angetrieben werden. BZ-Hybrid-KFZ wird es immer mehr geben – beispielsweise Toyota mit dem Mirai. Schiffe werden mittels BZ & H2 angetrieben – U-Boote schon lange, genannt seien hier deutsche Hersteller wie HDW. Langfristig sehe ich auch Flugzeuge, heute schon Gabelstapler. Die Batterie wird ersetzt durch eine Brennstoffzelle – tanken ist innerhalb von drei Minuten möglich. Ein Hinweis: Japan will es der Welt zeigen. 2020 zur Olympiade in Tokyo will man den BZ-Einsatz im großen Stil vorstellen.

Herr Jösting, vielen Dank für das Gespräch!

Die ZhongDe Metal Group GmbH begleitet deutsche Mittelständler bei einer Ansiedlung in der Sino-German Metal Eco City (MEC) in Jieyang. Chinesischen Unternehmen eröffnet sie den Zugang zum deutschen Markt. Die MEC befindet sich im Norden der Millionenstadt Jieyang und erstreckt sich über eine Fläche von 25 Quadratkilometer. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 21 Milliarden Euro. Betreiber, Entwickler und Investor ist die ZhongDe Metal Group Co., Ltd.
Hinter der MEC stehen 700 chinesische Metallunternehmen. Sie ist der erste Industriepark Chinas, der von Unternehmern initiiert wurde und von einem deutschen Management begleitet wird. Die ZhongDe Metal Group GmbH wurde Anfang 2015 als deutsche Tochtergesellschaft gegründet. Firmensitz ist Stuttgart – weitere Standorte sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und Dresden. Den Aufsichtsrat bilden Prof. Dr. Dieter Hundt (Aufsichtsratsvorsitzender), Ehrenpräsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, und Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung. Weitere Informationen unter www.metal-eco-city.com.

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