Knapp 2.500 Blogeinträge hat Rechtsanwalt Melchior aus Wismar, der eigentlich auf Verkehrsrecht spezialisiert ist, auf seinem Blog (ra-melchior.blog.de) eingestellt. Dabei werden diverse Themen diskutiert und meist „an den Pranger gestellt“.

Dazu muss man eigentlich einen eigenen Mitarbeiter abstellen, der diesen Prozess die ganze Zeit verfolgt und begleitet. Neben banalen Themen wie zum Beispiel „Postbank spinnt“ – weil das Online-Banking der Postbank kurzfristig nicht funktionierte, veröffentlichte er vor allem stolze 93 Tags zur Atlanticlux Lebensversicherung. Er „spielte“ dabei gerne mit Keywords wie „abkassieren“ und anderen dieser Art, um dem Leser bereits im Vorhinein „die Richtung vorzugeben“ und auch gleich „den richtigen Eindruck“ zu hinterlassen – und zwar basierend auf seiner Meinung. Ob diese nun richtig ist oder war, kann jeder für sich selbst herausfinden. Wie vielen Mandanten von Melchior ein finanzieller Schaden entstand, weil dieser nicht – wie oft angedeutet – erfolgreich war, bleibt zu hinterfragen. Uns vorliegende Informationen lassen auf eine geringe Erfolgsquote schließen.

Über Jahre fühlte sich der in Saarbrücken und Luxemburg ansässige Versicherer Atlanticlux regelrecht verfolgt, wenngleich die Zahl der durch diese Mandantenakquise erfolgten Urteile gegen ihn, nahezu nebensächlich blieb. Nach dem Prinzip „steter Tropfen höhlt den Stein und bringt auch Mandaten zu mir“, ging Melchior denn auch Vertriebsgesellschaften an, die Nettopolicen von Atlanticlux vertreiben und somit Lizenznehmer sind. Er bezweifelte dabei immer wieder die bereits mehrfach höchstrichterlich bestätigte Vorgehensweise der Trennung von Versicherungs- und Beratungsleistung und agierte in seinen Einträgen immer wieder auf eine polemische und teilweise profane Art, die nur bedingt rechtliche Schritte zuließ. Auch Diebewertung wurde von ihm – nach einer entsprechend konstruktiven Auseinandersetzung mit Atlanticlux – entsprechend angegangen. Wir blieben unserer Philosophie jedoch treu, wonach jeder mögliche Vorwürfe durch Fakten entkräften kann. Dem stellte sich Atlanticlux durch ein Gespräch mit der gesamten Geschäftsleitung.

Nunmehr hat die Anwaltskammer Mecklenburg Vorpommern Herrn Melchior seine Zulassung rückwirkend zum 17. August 2011 entzogen. Aus unserer Sicht ist in der Vorgehensweise eine unerlaubte Form der Mandanten-Akquise zu sehen, denn die Vorgehensweise ging unserer Meinung nach weit über das Maß hinaus, lediglich über Erfolge der Kanzlei zu informieren. Unter ra-melchior.de findet man nur den Hinweis, dass diese Seiten derzeit überarbeitet werden. Es ist zudem anzunehmen, dass speziell Atlanticlux darauf drängen wird, dass er die geschäftsschädigenden Einträge in seinen Blogs richtigstellen bzw. löschen muss. Wir werden diesen Vorgang verfolgen, zumal wir hier eine generell interessante Entwicklung sehen. Wenn nicht jeder Anwalt schon einmal – sozusagen prophylaktisch – bei jedem Marktteilnehmer seinen Werbe-Button einstellen darf, sondern mehr Verantwortung im Hinblick auf die Reputation des Marktteilnehmers wahren muss, dann ist ja langsam „Waffengleichheit“ erreicht.

Den Richtern, die letztendlich die Leidtragenden sind, dürfe dabei die wahllose Massenwerbung von Anwälten, die das Internet ja deutlich erleichtert, ein Dorn im Auge sein. Vielleicht ist der Rechtsprechung dabei inzwischen bewusst, dass Anwälte per se keine Gutmenschen sind, sondern eben kommerzielle Interessen haben. Bei Melchior jedenfalls wurde dies deutlich und durch die Entscheidung der Kammer ist Herrn Melchior ein Auftreten als Rechtsanwalt zukünftig nicht mehr möglich.